Bergische Morgenpost vom 27.08.2020
CDU wirft Stadt halbherziges Vorgehen bei der Ankurbelung des Fremdenverkehrs vor
VON ANDREAS WEBER
Dienstag stellte die Stadtverwaltung ihre neue Tourismus-Seite im Internet vor. Der CDU ist dies viel zu wenig. In einem Antrag für den Stadtentwicklungsausschuss hatten die Christdemokraten in der vorigen Woche dringend angemahnt, dass sich Remscheid mit dem DOC in dieser Richtung anders positionieren müsse. Die CDU fordert ein ausgereiftes Tourismuskonzept.
Jens Nettekoven warf der Stadt Halbherzigkeit vor. Einerseits stelle sie eine Tourismus-Seite ins Netz, andererseits sehe sie aber keinen Bedarf für einen eigenen Tourismus-Beauftragten. Nettekoven fand nicht nachvollziehbar, dass diese unter dem Dach der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW) angesiedelt sei. Die Vermarktung obliegt Holger Piwowar, der als Geschäftsführer der Tourismusregion „Die Bergischen Drei“ auch für Remscheid zuständig ist. Dezernent Peter Heinze rechtfertigte die Fokussierung auf den Internetauftritt als „eine strategische Entscheidung“. Das kritisierte auch Thomas Brützel (WiR): „Eine Homepage ist kein Tourismuskonzept.“
Die CDU denkt, dass es an der Zeit sei, mit den vielen Pfunden zu wuchern, die diese Stadt biete und erinnerte zum Beispiel daran, dass Remscheid zu rund ein Drittel aus Wald- und Grünflächen bestehe. Insgesamt 4500 Hektar seien als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, darüber hinaus bestünden 23 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 715 Hektar. Grund genug für ein „grünes Tourismuskonzept“, fanden die Fragesteller.
In den Kinderschuhen steckt der Fremdenverkehr in jedem Fall. Die Stadt nannte in ihrer Antwort auf die CDU Zahlen von IT.NRW aus 2018. Danach gibt es in Remscheid 17 Beherbergungsbetriebe mit 900 Betten. Vor zwei Jahren wurden 68 500 Ankünfte gezählt, davon rund 20 Prozent aus dem Ausland, vorneweg Frankreich, Polen, Dänemark, Niederlande und Schweiz. Bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 1,7 Tagen ergaben sich 115.200 Übernachtungen. Touristen waren darunter die wenigsten. In der Industriestadt Remscheid mit seinen vielen international tätigen Unternehmen checkten zumeist Geschäftskunden als Gäste ein.
Markus Kärst, hiesiger Dehoga-Vorsitzender und Gast in der Ausschusssitzung, glaubt nicht, dass das DOC das Hotelgewerbe ankurbelt. Er schätzte, dass 80 bis 90 Prozent der Outlet-Besucher Tagestouristen sein werden. Die Gastronomie könnte ein Profiteur sein, aber: „Erst wenn die DOC-Kunden mehrmals kommen, überlegen sie vielleicht, ob sie hier auch übernachten.“ Kärst dachte dabei an sein eigenes Konsumentenverhalten: „Ich war schon in Roermond und Wertheim Village, aber übernachtet habe ich dort nicht.“
Sehen Sie zu diesem Thema auch unsere Pressemitteilung vom 21. Juli 2020: Remscheid braucht endlich ein Tourismuskonzept